Zuletzt aktualisiert am 14. Juli 2021

Open-Air-Eishockey mitten in der Stadt

Am 9. Januar 2016 erlebte das sportliche Dresden eine Premiere und ein bis heute unvergessliches Highlight für alle Eishockeyfans. Nach dem Vorbild der bis dato nur in der DEL, der ersten deutschen Eishockeyliga, üblichen Event-Games sollte in der Saison 2015/16 erstmals ein solches Highlight-Spiel auch in der DEL2 durchgeführt werden. Die Wahl des Austragungsorts für dieses Spiel mit dem vielversprechenden Namen „Winter Derby“ fiel dabei zur Überraschung aller Fans der Dresdner Eislöwen auf unser schönes Dresden.

Eishockeystandort mit Tradition

Denkt man an Dresden als Sportstadt, dann fällt einem als erstes ganz klar eine Sportart ein: Nein, es sind nicht die flotten Kufenflitzer mit der schwarzen Gummischeibe, sondern es geht dabei um das runde Leder auf dem Rasen. Die Dresdner Eislöwen gehören zwar zu den beliebtesten und bekanntesten Vereinsmannschaften der Stadt, trotzdem stehen sie wie viele andere Teams der sächsischen Landeshauptstadt in ihrer Bekanntheit hinter dem scheinbar allgegenwärtigen Fußball.

Dabei hat Eishockey als Sport in Dresden eine lange Tradition. Seit mittlerweile über 110 Jahren wird an der Elbe schon Eishockey gespielt. Das ist nicht nur länger als an anderen sächsischen Eishockeystandorten (Crimmitschau seit 1927, Weisswasser seit 1929), sondern auch bei vielen weiteren Vereinen deutschlandweit.

Eishockey im Fußballstadion

Die Heimspielstätte der Dresdner Eislöwen war viele Jahre das Eisstadion an der Pieschner Allee und seit 2007 ist es die Energie-Verbund-Arena in der Magdeburger Straße. Was die wenigsten wissen: Bereits 1960 befand sich unweit von hier schon einmal ein Eissportstadion. Das damalige Freiluft-Kunsteisstadion bot Platz für bis zu 10.000 Zuschauer und war auch Austragungsort für diverse Länderspiele.

Mehr als 50 Jahre später sollte es nun noch einmal Spitzen-Eishockey unter freiem Himmel geben. Und welcher Ort wäre in dieser Stadt wohl besser dafür geeignet gewesen als das Fußballstadion des 1. FC Dynamo Dresden!

Über Wochen wurde das Rudolf-Harbig-Stadion zum perfekten Spielort für Eishockey unter freiem Himmel umfunktioniert. Eine Eisfläche samt ausgeklügeltem Kühlsystem und Spezialtechnik aus der Schweiz wurde installiert – und trotzdem war bis zum ersten Bully Zittern angesagt, ob die Partie auch tatsächlich wie geplant stattfinden könnte. Denn gegen einen Faktor würde auch die beste Vorbereitung nicht helfen: Das Wetter!

Doch an diesem Abend, dem 9. Januar 2016, sollte alles perfekt sein. Die Außentemperatur lag den gesamten Tag bei knapp über 0°C, der Himmel war klar und von Regen weit und breit keine Spur. Beste Bedingungen also für das erste Open-Air-Hockeygame in Dresden seit Jahrzehnten.

Und es sollte ein packender und unvergesslicher Abend für alle Beteiligten werden. Die Bezeichnung Winter Derby sollte dabei ihrem Namen alle Ehre machen. Denn die Spielansetzung war ein Ligaspiel gegen den sächsischen Kontrahenten Lausitzer Füchse aus Weisswasser. Bereits in der Vergangenheit waren diese Spiele ein Garant für ausgelassene Stimmung auf den Zuschauerrängen und heiße Fights auf dem Eis.

Derbys haben eigene Gesetze

Bereits in der dritten Spielminute des ersten Drittel gingen die Dresdner Eislöwen in Führung und sorgten dafür, dass von Beginn an Feuer im Spiel war. Im darauffolgenden zweiten Drittel sorgte Weisswasser für den Ausgleich. Wenig später jedoch konnte Dresden den alten Vorsprung wieder herstellen und in Führung gehen. In der 47. Minute und damit 13 Minuten vor Spielschluss sorgten die Füchse erneut für den Ausgleich und damit für Freude bei ihren mitgereisten Fans und Frustration auf Seiten der Dresdner. Doch nur 30 Sekunden später sorgte ein Tor der Eislöwen für Jubel im Stadion und die erneute Führung. Der ersehnte Heimsieg bei diesem so wichtigen Spiel schien für die Dresdner Eislöwen zum Greifen nah. Doch drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit von 60 Minuten war durch einen wiederholten Ausgleichstreffer der Füchse Weisswasser alles wieder offen.

Die Dresdner Fans waren wie gelähmt, wussten sie doch, dass ein einziges Tor in der darauffolgenden Verlängerung alles entscheiden würde. Im Fußball wurde dieser so wichtige Treffer mal als Golden Goal bezeichnet. Ein einziges Mal nicht aufgepasst und der Traum würde wie eine Seifenblase zerplatzen. Mit dem erneuten Anpfiff und der nun beginnenden Verlängerung lag eine unbeschreibliche Spannung in der Luft…die sich in Minute 62:02 mit dem erlösenden Siegtor des Dresdner Spielers Mirko Sacher in unbändigen Jubel entlud und das Rudolf-Harbig-Stadion zum Kochen brachte.

Ein Traum wird Realität

Der Traum wurde wahr! Man hatte das erste Event-Game der DEL2 und damit, viel wichtiger noch, das Sachsen-Derby gegen den ewigen Kontrahenten aus Weisswasser für sich entscheiden können. Es war ein packender Spielverlauf, wie man ihn sonst wohl nur aus Hollywood kennt! Und 31.853 Zuschauer konnten an diesem Abend im ausverkauften Rudolf-Harbig-Stadion das „Wunder von Dresden“ erleben.

Das Winter Derby vom 9. Januar 2016 erzielte mit dieser Zuschauerzahl nicht nur einen Besucherrekord in der DEL2, sondern bis dahin überhaupt auch bei einem Eishockey-Zweitligaspiel europaweit. Bis heute zählt das Spiel zu den
fünf zuschauerstärksten Eishockeyspielen unter freiem Himmel in Europa.

Am Samstag, den 4. Januar 2020 soll sich dieses Wunder nun noch einmal beim Hockey Open Air 2020 wiederholen!

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